(English version see below)
Grundwissen II: Einmal um die Ostsee – wie weit ist das eigentlich?
Einmal rund um das Baltische Meer – da kommen schon ein paar Tausend Kilometer zusammen, wenn man bedenkt, dass die Fläche der Ostsee größer ist als die der Bundesrepublik (412.000 zu 357.000 km², nach Wikipedia); beim Vergleich der Ränder nimmt sich Deutschland mit insgesamt 3767 km Grenze wesentlich bescheidener aus als die zerklüftete Küstenlinie der Ostsee.
Die Angaben der Küstenlänge schwanken, was kein Wunder ist, hängt es doch erstmal von dem Maßstab ab, mit dem man misst, wie diese Seite am Beispiel Großbritanniens sehr schön deutlich macht. Eigentlich müsste also jede Angabe mit der Länge der Messabschnitte verbunden werden – was ich – außer hier – noch nie gesehen habe.
Ein bisschen wird die Seite Küstenschule diesem Anspruch gerecht, wenn sie immerhin mit und ohne Buchten und Inseln rechnet und vergleicht:
Die Ostsee misst mit all ihren Buchten und Inseln eine Küstenlänge von 22.000 km. Generalisiert man die Küstenlinie, d.h. misst man sie, ohne Buchten, Inseln etc. zu berücksichtigen, beträgt die Küstenlänge noch 7.080 km. Der Anteil der deutschen Ostseeküsten beträgt dabei 470 km, von denen rund 200 km auf Schleswig-Holsteins Außenküste entfällt. Die Küste Mecklenburg-Vorpommerns hat eine Länge von rund 270 km.
https://www.kuestenschule.ikzm-d.de/main.php?page=166,3681
Der Ostseeküsten-Radweg wird auf dieser Seite von 2009 mit 7980 km angegeben, man sieht auf der Karte aber sehr gut, dass Dänemark hier noch ganz ausgespart ist (gab es zu der Zeit noch nicht die Radwege?), ebenso wie große Inseln (Gotland! – mit fast 3000 km² Fläche größer als das Saarland, gleich groß wie Fünen und nur 600 km² kleiner als Mallorca laut Vergleichsquelle) und der Verlauf nicht immer direkt der Küste folgt (siehe zum Beispiel Lettland).
Auf der aktuellen und genaueren Karte von EuroVelo wird die Ostseeküsten-Route, Nr. 10, mit 9000 km angegeben, aber auch hier sind Öland und Gotland nicht einbezogen (wohl aber – seit 2019 – Bornholm); ferner folgt sie in Dänemark der wissenschaftlichen Ostseegrenzen-Definition (s. dazu mein Beitrag hier) und spart das Festland und Fünen fast vollständig aus. Doch auch hier zeigt sich aber beim Hereinzoomen (man kann sich die einzelnen Länder-Abschnitte anzeigen lassen), dass der Verlauf der Strecke zum Teil deutlich entfernt von der Küste liegt.
Diese Erfahrung habe ich auch auf meiner ersten Etappe gemacht – man fährt in Deutschland zum Beispiel große Abschnitte auf dem Ostseeküstenradweg, ohne das Wasser zu sehen oder nur in der Ferne. Da ich die Ostsee gerne so viel wie möglich im Blick habe, bewegte ich mich deshalb auf eigenen Wegen, in Schleswig-Holstein oft auf dem Ostsee-Wanderweg. Dafür muss man als Radler Unbequemlichkeiten oder Beschwernisse auf sich nehmen, denn schmale Pfade, gelegentliche Treppen, unfahrbare Steigungen an der Steilküste oder gar Sandstrand sind nicht für zwei Räder geeignet – jedenfalls nicht für Reiseradler mit Gepäck (manchmal bin ich mir deshalb wie ein Mountainbiker vorgekommen). Den Preis, auch mal schieben oder Rad und Gepäck getrennt tragen zu müssen, habe ich aber gerne gezahlt für die fast immer traumhafte Aussicht!
Manche Ostsee-Umrundler geben ihre Strecke übrigens mit ca. 5500 km an – die sparen dann den bottnischen Meerbusen aus und kürzen mit der Fähre Stockholm-Turku ab oder lassen mit Helsinki-Tallinn den russischen Teil aus. Sie umfahren dann die in der Karte oben ausgewiesene „Eigentliche Ostsee“. Andere schreiben von 8500 km, das kommt wohl etwa hin, wenn man dem Ostsee-Radweg die fehlenden Streckenabschnitte zuschlägt, aber nicht auf die Inseln fährt.
Ich werde, wenn ich bei meinem Konzept bleibe, wohl deutlich näher bei den o. g. 22.000 km landen, habe ich doch schon für die Etappe von Kiel bis Kalmar – was auf der Karte ja im Vergleich ein winziger Abschnitt ist – über 2500 km gebraucht. Aber hey – ich will keinen Geschwindigkeitsrekord brechen, sondern mir Zeit lassen und genießen – damit fahre ich für meinen Geschmack besser.
Basic knowledge II: Once around the Baltic Sea – how far is that actually?
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Once around the Baltic Sea – a few thousand kilometres come together, if one considers that the area of the Baltic Sea is larger than that of the Federal Republic of Germany (412,000 to 357,000 km², according to Wikipedia); when comparing the edges, Germany with a total of 3767 km of border looks much more modest than the rugged coastline of the Baltic Sea.
The information about the length of the coast varies, which is no wonder, since it depends on the scale with which one measures, as this page shows very clearly with the example of Great Britain. Actually, every indication should be connected with the length of the measuring sections – which I have never seen before, except here.
A little bit the page Coastal School does justice to this claim when it calculates and compares with and without bays and islands:
The Baltic Sea with all its bays and islands has a coastline of 22,000 km. If one generalizes the coastline, i.e. measures it without taking into account bays, islands etc., the coast length is still 7,080 km. The German Baltic Sea coasts account for 470 km, of which about 200 km are on Schleswig-Holstein’s outer coast. The coast of Mecklenburg-Vorpommern has a length of about 270 km.
https://www.kuestenschule.ikzm-d.de/main.php?page=166,3681.
The Baltic Sea coast cycle route is indicated on this page of 2009 as 7980 km, but you can see very well on the map that Denmark is still completely left out here (didn’t the cycle routes exist at that time?), as are large islands (Gotland! – with almost 3000 km² larger than Saarland, the same size as Funen and only 600 km² smaller than Mallorca according to the comparative source) and the course does not always follow the coast directly (see for example Latvia).
On the current and more accurate map of EuroVelo, the Baltic Sea coast route, No. 10, is given with 9000 km, but here, too, Öland and Gotland are not included (but – since 2019 – Bornholm); furthermore, in Denmark it follows the scientific Baltic Sea border definition (see my contribution here) and almost completely excludes the mainland and Funen. However, zooming in (you can view the individual country sections) shows that the course of the route is in part far away from the coast.
I made the same experience on my first stage – in Germany, for example, you cycle large sections on the Baltic Sea coast cycle path without seeing the water or only in the distance. As I like to have as much of the Baltic Sea in view as possible, I therefore travelled on my own paths, in Schleswig-Holstein often on the Baltic Sea hiking trail. But as a cyclist you have to take inconveniences or hardships, because narrow paths, occasional stairs, impassable ascents at the steep coast or even sandy beaches are not suitable for two bikes – at least not for cyclists with luggage (sometimes I felt like a mountain biker). The price of having to push or carry bike and luggage separately, I gladly paid for the almost always fantastic view!
By the way, some Baltic Sea circumnavigators state their route as about 5500 km – they then leave out the Gulf of Bothnia and shorten the trip with the ferry Stockholm-Turku or skip the Russian part with Helsinki-Tallinn. They then bypass the “Actual Baltic Sea” shown in the map above. Others write of 8500 km, which maybe about right, if you add the missing sections to the Baltic Sea cycle path, but don’t go to the islands.
If I stick to my concept, I will probably end up much closer to the 22,000 km mentioned above, as I already needed over 2500 km for the stage from Kiel to Kalmar – which is a tiny section on the map in comparison. But hey – I don’t want to break any speed records, but take my time and enjoy – that way I ride better for my taste.
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